Dr. Samuel Johnson von James Boswell — Gratis-Zusammenfassung (2024)

Lesefieber und Studienabbruch

Samuel Johnson wird am 18. September 1709 im englischen Lichfield geboren. Sein Vater ist Michael Johnson, ein Buchhändler, seine Mutter Sara Ford. Samuel ist der Erstgeborene, sein Bruder Nathaniel stirbt mit 25 Jahren. Schon in frühester Kindheit leidet Samuel an Skrofulose, die dazu führt, dass er auf einem Auge erblindet. Doch trotz der Behinderung entwickelt sich der Junge prächtig. Er besitzt die Fähigkeit, Gelesenes umgehend zu behalten, was er dazu nutzt, sich ausführlich und vielfältig zu bilden. Begierig, möglichst viele Bücher unterschiedlichster Herkunft zu lesen, beginnt er im Alter von 19 Jahren eine universitäre Ausbildung in Oxford. Mangels finanzieller Unterstützung muss er das Studium jedoch abbrechen, ohne einen Abschluss erlangt zu haben. Sein Vater stirbt und lässt ihn mittellos zurück. Immerhin führt ihn der gute Ruf der Familie in die reichen Häuser der Stadt. Er findet eine Anstellung als eine Art Hilfslehrer – eine Beschäftigung, die ihm jedoch derart zuwider ist, dass er sie bald aufgibt.

Heirat und Beginn der Arbeit am Wörterbuch

Johnson heiratet die verwitwete Elisabeth Porter, die 20 Jahre älter ist als er. Nachdem er auch an einer von ihm gegründeten Privatschule keinen dauerhaften Gefallen findet, zieht er nach London, um sich als Künstler niederzulassen. Er schreibt ein Trauerspiel mit dem Titel Irene. Der Erfolg bleibt aus. Sein Gedicht London allerdings erregt die Aufmerksamkeit des Schriftstellers Alexander Pope, der sich für ihn verwendet. 1747 beginnt Johnson die Arbeit an einem Mammutprojekt, dem Wörterbuch der englischen Sprache. Im März 1750 gründet er die Zeitschrift Der Bummler, deren literarischen Inhalt er fast im Alleingang verfasst. Als seine Frau stirbt, ist das für den zum Trübsinn neigenden Johnson ein harter Schlag. Sein Elan für das Wörterbuch-Projekt aber bleibt ungebrochen. 1755, im Alter von 46 Jahren und fünf Jahre später als geplant, veröffentlicht er das Werk. Die Welt staunt über die ungeheure Fleißarbeit, die in anderen Ländern von vielköpfigen Komitees erbracht wurde.

Boswell trifft Johnson

Als Johnson zum ersten Mal nach seinem unrühmlichen Studienabbruch wieder nach Oxford zurückkehrt, um die dortige Bibliothek zu benutzen, erhält er die Magisterwürde der freien Künste verliehen. Der Titel verhilft ihm zu weiterem Ansehen. Das ändert freilich nichts daran, dass er auch nach der Publikation seines Mammutwerks weiterhin aufs Schreiben angewiesen ist; das Honorar für das Wörterbuch ist eher kläglich. Als seine Mutter stirbt, schreibt Johnson den kurzen Roman Rasselas, um die Beerdigung finanzieren zu können. Ein Glück ist die Thronbesteigung Georgs III., der die Schriftstellerei fördern will: Johnson erhält eine Leibrente von 300 £.

„Freilich“, bemerkte ich zu Johnson, „ich komme aus Schottland, ich kann’s nicht ändern.“ – „Das ist mir auch schon aufgefallen, dass da gar viele Ihrer Landsleute gar nicht anders können.“ (S. 136 f.)

Am 16. Mai 1763 kommt es zur ersten Begegnung zwischen Samuel Johnson und dem Schotten James Boswell – für Letzteren ein unvergesslicher Tag. In der Buchhandlung des Schauspielers Thomas Davies, der das Treffen arrangiert, lernen sich die beiden kennen. Obwohl ihn Johnsons schroffe Schlagfertigkeit zuerst einschüchtert, besucht Boswell ihn später in seiner Wohnung. Er ist erstaunt über den Lebenswandel des Literaten, der freimütig zugibt, dass er meistens um vier Uhr ausgehe und selten vor zwei Uhr nachts zurückkomme. Als Boswell zu Studienzwecken nach Utrecht geht, bleiben die beiden schriftlich in Kontakt. Johnson gründet in London den „Literarischen Klub“ und setzt seine Arbeiten an der von ihm schon vor Jahren geplanten Shakespeare-Ausgabe fort. Er schreibt nur wenige Briefe an Boswell, aber nach dessen Rückkehr treffen sich die beiden wieder. Johnson sucht häufig die königliche Bibliothek auf. Eines Tages trifft er dort mit Georg III. zusammen. Bei dieser Begegnung ermuntert ihn der König, eine englische Literaturgeschichte zu verfassen.

Der Porträtierte beschwert sich

Johnson ist ungehalten darüber, dass Boswell Auszüge aus seinen Briefen publiziert hat. Gegen eine Veröffentlichung nach seinem Tod allerdings hätte er nichts einzuwenden. Im Jahr 1768 wird Johnson von Georg III. zum Professor für Literatur des Altertums ernannt. Boswell kehrt in seine Heimat zurück, heiratet und arbeitet als Rechtsanwalt am schottischen Gericht. Für längere Zeit beschränkt sich der Kontakt zu Johnson wieder auf Briefe. Zwischenzeitlich unternimmt ein enger Vertrauter Johnsons den Versuch, ihm einen Sitz im englischen Unterhaus zu verschaffen, jedoch vergeblich. Als Boswell beruflich nach London zurückkehrt, besucht er seinen Freund und erzählt ihm von dem Wunsch, eine Hebrideninsel zu kaufen. Johnson ist wider Erwarten angetan von der Idee und schlägt vor, zusammen einen Winter dort zu verbringen. Boswell wird derweil nach Abstimmung aller Mitglieder in den „Literarischen Klub“ aufgenommen, dem u. a. auch der irische Schriftsteller Oliver Goldsmith angehört. Von nun an ist er an den Gesprächen, von denen er bislang nur gehört hat, selbst beteiligt.

Die Reise zu den Hebriden

Am 14. August 1773 kommt Johnson endlich nach Schottland, um Boswell zu besuchen. Edinburgh ist der Ausgangspunkt der Reise zu den Hebriden, die die beiden vier Tage später antreten. Die erste Station ist St. Andrews, wo man die Universität und den Bischofssitz besichtigt. Johnson ist enttäuscht über den Verfall der kirchlichen Mauern. Die weitere Reise führt die beiden in die Häuser zahlreicher Freunde und Verehrer. Während eines Aufenthalts in Armadale hat Boswell einen seiner häufigen Anfälle von Schwermut. Es ist der ansonsten sehr träge Dr. Johnson, der ihn aufrichtet und ihm Halt gibt. Das schlechte Wetter sorgt einige Tage für Langeweile, da es kaum Möglichkeiten gibt, sich außer Haus zu beschäftigen. So verbringt man die Zeit mit den Büchern, die man in der Unterkunft findet. Schließlich bessert sich das Wetter und die Freunde nehmen an einem Fest teil, bei dem Johnson ausgelassen feiert. Boswell ist verwundert; noch nie hat er den Freund in solcher Laune erlebt.

„Der braune Anzug war ganz verschossen, dazu hatte er eine verschrumpelte und ungepuderte alte Perücke auf, die zu klein war für seinen Schädel; Hemdkragen und Kniebund standen offen, die schwarzen Wollstrümpfe hingen lotterig herab, und als Pantoffeln dienten ihm ein Paar Schuhe ohne Schnallen. Der ganze schlampige Aufzug aber war vergessen, sobald er den Mund auftat.“ (über Johnson, S. 139)

Während der Reise auf den Hebriden liest Johnson ein paar Mal in Boswells Tagebucheinträgen. Er bescheinigt dem Anwalt schriftstellerisches Talent und ist sogar der Meinung, dass sich die Aufzeichnungen drucken und veröffentlichen ließen. Dann sorgt das Regenwetter wieder für Missstimmung. Boswell verliert allmählich den Spaß an der Reise.

Rückkehr aufs Festland

Johnson und Boswell unternehmen noch einen Segeltörn. Als sie in See stechen, steht der Wind günstig. Doch während der Fahrt ändert sich das Wetter schlagartig. Es beginnt zu stürmen und in Strömen zu regnen. Bald bricht die Nacht herein, die angeheuerte Crew tappt im Dunkeln umher, und Boswell gerät in tiefe Besorgnis. Schließlich erreichen sie erleichtert den anvisierten Hafen von Icolmkill. Dr. Johnson hat von allem kaum etwas mitbekommen, er lag die ganze Zeit in einer Koje unter Deck, um einen Anfall von Seekrankheit zu kurieren. Schließlich kehren die beiden Freunde aufs Festland zurück.

„Hume und andere neuerungssüchtige Skeptiker sind eitle Wichte. (...) Die Wahrheit ist eine Kuh, die solchen Wichten keine Milch mehr gibt, so gehen sie denn hin, um den Stier zu melken.“ (Johnson, S. 159)

Boswell zeigt Johnson seine schottische Heimat. Unterwegs besuchen sie Boswells liberalen, presbyterianischen Vater. Der Sohn unternimmt alles, damit sich die beiden Männer – deren Ansichten über Kirche und Politik sich ziemlich konträr gegenüberstehen – nicht in die Haare kriegen. Trotzdem kommt es nach einigen Tagen zum Streit: eine unangenehme Situation für Boswell, der sowohl seinen Vater wie auch den Freund sehr verehrt. Nach 83 Tagen Reise sind Boswell und Johnson schließlich zurück in Edinburgh. Johnson bleibt noch etwas länger als eine Woche im Haus seines Freundes. Später gibt er ihm zu verstehen, dass die Reise zu den Hebriden zu seinen schönsten Erinnerungen zähle.

Streit um die Ossian’schen Gesänge

Nach London zurückgekehrt, muss Johnson feststellen, dass Thomas Davies einen Sammelband mit mehreren seiner Aufsätze herausgegeben hat. Zunächst reagiert er darauf sehr verärgert, aber in der Folge wird das Verhältnis zu Davies wieder freundschaftlich. Mit der Familie Thrale unternimmt Johnson im darauffolgenden Jahr eine Reise nach Wales. Zurück in der Hauptstadt, unterstützt er seinen Freund Henry Thrale mit der selbst verfassten Flugschrift Der Patriot bei den Parlamentswahlen. Gleichzeitig macht er sich James MacPherson zum Feind: Der schottische Autor streitet sich mit Johnson über die Echtheit der von MacPherson herausgegebenen Werke des mythischen Dichters Ossian. MacPherson hat die Texte aus dem Gälischen übersetzt und behauptet, im Besitz der Originalhandschriften zu sein, was Johnson nicht glauben will. Zumindest sei der Übersetzer nie seiner Aufforderung nachgekommen, die Originale öffentlich zu machen. Auch mit einer Kampfschrift gegen die Amerikaner – er nennt diese verächtlich „Verbrecher“ – sorgt Johnson für Aufsehen.

Ein Freund stirbt

Am 1. April 1775 ernennt die Universität Oxford Johnson zum Doktor der Rechte. Mit den Thrales reist er nach Frankreich. Seine Aufzeichnungen von dieser Reise gehen leider verloren. Gegenüber Boswell gibt er aber zu verstehen, dass er von den Franzosen noch weniger hält als von den Schotten. Die Reise nach Frankreich ist Johnsons einziger Ausflug aufs europäische Festland. Im darauffolgenden März machen sich Johnson und Boswell auf nach Oxford, wo sie Freunde treffen wollen. Als sie in Johnsons Heimatort Lichfield sind, ereilt sie die Nachricht, dass der einzige Sohn der Familie Thrale gestorben ist. Johnson kehrt nach London zurück, um seinen Freunden beizustehen. Boswell sieht er ein Jahr lang nicht.

„Johnson hat zwar etwas Ungeschlachtes in seinem Wesen, aber an Herzenshöflichkeit steht er keinem Zeitgenossen nach. Er hat nichts vom Bären als das Fell.“ (Goldsmith, S. 211)

In der Zwischenzeit setzt sich Johnson für einen gewissen William Dodd ein, um ihn vor der Hinrichtung zu bewahren. Der Hofkaplan Georgs III. hat einen Scheck gefälscht und erhofft sich aufgrund Johnsons Fürsprache Gnade. Doch alle Versuche schlagen fehl: Dodd wird am 27. Juni 1777 gehängt.

Wer schreibt zuerst?

Obwohl es Johnson gesundheitlich nicht allzu gut geht, gewährt er einer Reihe finanziell bedürftiger Damen in seinem Haus Obdach. Boswell amüsiert sich über dieses Arrangement, das er „Johnsons Serail“ nennt. Leider streiten sich die Frauen untereinander, sodass der Herr des Hauses kaum eine ruhige Minute hat. Dennoch liefert er 1779 mit den ersten vier Bänden seiner Biografischen und kritischen Vorrede zu den bedeutendsten englischen Dichtern einen Beweis seiner uneingeschränkten Leistungsfähigkeit ab. Boswell verkneift es sich, ihm einen Brief zu schreiben, da er sehen will, wie Johnson reagiert, wenn er nicht regelmäßig über das Leben des Freundes aus Schottland informiert wird. Tatsächlich wird Johnson unruhig und greift selbst zur Feder, vermutet ein Unglück oder „kindische Mätzchen“, weil Boswell herausfinden will, wer von beiden sich als Erster rührt. Die Gelegenheit, seinen Freund James Stuart zum Regiment nach London zu begleiten, nutzt Boswell, um Johnson zu besuchen. Als er ihn wieder verlässt und London den Rücken kehrt, sehen sich die beiden Freunde abermals längere Zeit nicht wieder.

Krankheiten und Tod

1781 vollendet Johnson seine Vorreden zum Werk über die englischen Dichter. Im gleichen Jahr stirbt Henry Thrale, sein langjähriger Freund. Johnson kümmert sich um die Witwe, ihre Töchter und um den Testamentsvollzug. Im darauffolgenden Jahr bekommt er selbst gesundheitliche Probleme, er leidet an Atembeschwerden. Nach einem Schlaganfall am 16. Juni 1783 kann er zunächst nicht mehr sprechen. Er erholt sich zwar schnell wieder von dem Vorfall, leidet aber weiterhin an Gicht, Atemnot, Wassersucht und einer Geschlechtskrankheit. Als Boswell ihn im Mai 1784 besucht, hat sich sein Zustand allerdings sichtlich gebessert. Gemeinsam reisen sie noch einmal nach Oxford in die alte Heimat Johnsons. Nach der Rückkehr beschließen die Mitglieder des „Literarischen Klubs“, Johnson einen Winter im warmen Klima Italiens zu ermöglichen, was er sich allein nicht leisten könnte. Johnson ist zu Tränen gerührt, als er vom Vorhaben seiner Freunde erfährt. Es reicht aber nur noch für eine letzte kurze Reise ins heimatliche Staffordshire. Seine Krankheiten setzen Johnson zu, er hat kaum noch Hoffnung auf Besserung. Dem Tod will er mit wachem Geist entgegentreten, ohne durch Narkotika benebelt zu sein. Am 13. Dezember 1784 um sieben Uhr abends stirbt Dr. Samuel Johnson ruhig und gefasst. Eine Woche später wird er in der Westminsterabtei beigesetzt.

England und Schottland: Eine fragwürdige Union

Ein immer wiederkehrender Disput zieht sich durch Boswells Buch: der Vergleich zwischen Boswells Heimat Schottland und derjeinigen Johnsons, England. Deutlich zeigt sich, dass aus der Union zwischen den beiden Königreichen im Jahr 1707 nur nach außen hin ein geeintes Großbritannien geworden war. Hinter der offiziellen Fassade hatte sich jedes Land seine Eigenständigkeit und seine Dünkel bewahrt. Der Unionsvertrag (Act of Union) vom 1. Mai 1707 gehört bis heute zu den umstrittensten Kapiteln der schottischen Geschichte. „We’re bought and sold for English gold“, spottete der schottische Dichter Robert Burns. Tatsächlich bedeutete die Union mit England für Schottland vor allem eine Möglichkeit, die gigantischen Schulden abzubauen, die der Versuch einer Koloniegründung in Panama aufgeworfen hatte. England hingegen wollte die protestantische Erbfolge sicherstellen und Schottland an sich binden, damit es unmöglich mit Frankreich paktieren konnte. In Schottland waren insbesondere die Jakobiten, Anhänger der Stuart-Dynastie, ganz und gar nicht einverstanden, dass fortan die Engländer über die Thronfolge bestimmen sollten. Es kam zu wütenden Protesten der Bevölkerung, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer wieder aufflammten. Schließlich griff England nach einem erneuten Aufstand 1745 drastisch durch: Festungen wurden besetzt, die revoltierenden schottischen Clanchefs verbannt oder getötet, die gälische Sprache verboten. Nach verlorenem politischem Kampf verlagerte sich das Augenmerk der Schotten auf „Siege im Geiste“. Edinburgh wurde im 18. Jahrhundert zu einem Zentrum der Aufklärung und der Wissenschaft. Zu den einflussreichsten Denkern jener Zeit gehörten der Nationalökonom und Moralphilosoph Adam Smith und der Philosoph David Hume. Die schottische Literatur brachte Weltklasseschriftsteller wie den besagten Robert Burns, Tobias Smollett, später Sir Walter Scott und nicht zuletzt James Boswell hervor.

Entstehung

„Meine Art biografischer Darstellung ist das Vollkommenste, was bisher auf diesem Gebiet versucht wurde. Meine Lebensbeschreibung wird nicht nur Leben beschreiben, sie wird Leben atmen“ – so formulierte James Boswell selbstbewusst, welche Maßstäbe er an seine Johnson-Biografie anlegen würde. Seit er den Mann am 16. Mai 1763 kennen gelernt hatte, suchte er seine Nähe, so oft es ihm möglich war. Als Jurist konnte er ohnehin schon schnell schreiben, er legte sich aber für die Protokollierung der Gespräche mit Johnson sogar eine eigene Schnellschrift mit Abkürzungen zurecht. Die wortwörtlichen Abschriften übertrug er dann in eine Art Tagebuch, wobei er hier Teile der Gespräche in indirekte Rede verwandelte. Später, beim Anfertigen der Druckvorlagen, machte er diesen Vorgang an manchen Stellen wieder rückgängig, sodass sich ein unmittelbarer Eindruck der dargestellten Szene ergab. Zuweilen provozierte Boswell bestimmte Gesprächsthemen und zog sich dann selbst aus der Konversation zurück, um Johnson und andere Gesprächspartner „laufen zu lassen“ und alles genüsslich zu notieren. Manchmal, wenn er des Mitschreibens müde war, versuchte er sogar, Johnson Einhalt zu gebieten. Beim Ausformulieren der Notizen konnten aus einer Seite leicht mehrere werden: „Eine Seite meines Tagebuchs ist wie ein Suppenwürfel; das wenige lässt sich in eine beträchtliche Portion auflösen“, meinte Boswell einmal. 1925 wurden seine Originalnotizen entdeckt, und man stellte fest, dass Boswell seine Mitschriften sehr wortgetreu übertragen hatte, nichts beschönigt, nichts abgemildert, sondern nur gelegentlich einen treffenderen Ausdruck eingesetzt hatte.

Wirkungsgeschichte

1791 war Boswells Biografie fertig und bereit zur Veröffentlichung. Doch damit war er nicht der Erste: Kurz zuvor war ein ähnliches Buch aus der Feder von Sir John Hawkins erschienen. Hawkins, Johnsons Testamentsvollstrecker, war von Londoner Buchhändlern mit einer Lebensgeschichte des Verstorbenen betraut worden. Boswell schäumte vor Wut, zumal er, der Johnson viel besser kannte als Hawkins, darin nur einmal lapidar erwähnt wurde. Doch nach Erscheinen von Boswells Buch sprach sich schnell herum, dass seine Biografie die bessere war. Allerdings wurden auch kritische Stimmen laut, die den Vorwurf erhoben, Boswell habe seinen Freund verraten, weil er intimste Details ausplauderte, ohne sie – wie zu der Zeit üblich – angemessen zu verschleiern. Das Buch brachte seinem Autor in kürzester Zeit die hohe Summe von 2000 £ ein – und jenen Ruhm, den er zuvor so schmerzlich vermisst hatte.

Es gibt in der englischen Literaturgeschichte – abgesehen von William Shakespeare – keinen Schriftsteller, der so oft zitiert wird wie Dr. Johnson. Boswells Biografie hat dazu entscheidend beigetragen. Sie machte Johnsons intelligente Sentenzen so bekannt, dass die Artikel über ihn in Englands Lexika länger sind als etwa jene zu Charles Dickens. Boswells Name ist sprichwörtlich geworden: Ein „Boswell“ ist heute in Großbritannien jemand, der eine verehrte Person unablässig begleitet. In Deutschland blieb die Biografie lange Zeit unbeachtet, hatte aber eine bekannte Nachahmung: Johann Peter Eckermanns Gespräche mit Goethe. Hugo von Hofmannsthal bemerkte: „Eckermanns berühmtes Buch wäre kaum ohne sein gleich berühmtes Vorbild, den Samuel Johnson des Boswell, entstanden – kaum ohne dieses sonderbare Beispiel mimischer Genialität (...).“

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